Europa x 3

Holiday on Gleis zwischen Schweden, San Marino und Schwarzem Meer

(frei nach der Weisheit in einem Döner-Restaurant gegenüber des Ulmer Hauptbahnhofes auf der Rückfahrt von der ersten Reise)


Norden, Süden, Osten.




Die erste Reise:
Mit Zug und Schiff (und Sohn) durch Nord und Ost.
Deutschland - Dänemark - Norwegen - Schweden - Polen - Österreich - Deutschland.

Auf nach Europa! Irgendwo in der Nähe von Bremen.

(Handy-Foto)



Endstation Elmshorn nach 25 km (von etwa 500 bis an Dänemarks Nordspitze): Baum in Oberleitung! Wir steigen kurzerhand in den Marschbahn-(Diesel-)Zug um und fahren via Husum und Jübek nach Flensburg.

Steht das Schild symbolisch für "die Fahrt geht nicht mehr weiter?" Dass wir auf dieser Reise einer 218 begegnen würden, war eigentlich nicht geplant. IC "Wattenmeer" (Westerland/Dagebüll - Stuttgart) bei der Einfahrt nach Husum/Hüsem.




Jübek Hbf. Wir Umgeleiteten, die sich auf eigene Faust über die Westküste einen Weg gesucht haben, warten mit zwei Stunden Umweg-Verspätung auf den RE nach Flensburg.
Aber wir sind wieder back on track nach Norden.




Gumminase von innen. Dann kommt eine SMS von der Reederei: die Nachtfähre Hirtshals - Bergen (N) ist gecancelt.
Erst der Baum bei Elmshorn, dann das... Die Reise fängt ja mal richtig gut an! Wir mögen auch bitte schon eher in Hirtshals sein. Nur: Das würden wir gar nicht schaffen. Wir sollten dann in Hirtshals ein anderes Schiff für die kurze Überfahrt nach Kristiansand nehmen, Ankunft 23:15 Uhr. Von dort führe uns ein Bus nach Bergen. Also... eine Nacht im Bus durch Norwegen? Ihr habt wohl einen (See-)Vogel?
Immerhin hat "Fjordlines" später anstandslos die Fährpassage erstattet, was mich nachträglich wieder ein wenig versöhnte. Und weil die Zahlung und die Rückzahlung in Norwegischen Kronen erfolgte, habe ich sogar noch einen Euro Kursgewinn gemacht!




Wir brechen also kurzerhand in Aalborg ab - und bereuen es nicht. Eine hübsche, lebendige Stadt am Wasser! Die gefällt uns trotz Regen auf Anhieb so gut, dass wir den nächsten Tag auch gleich noch dort bleiben!




Aalborg abends bei Regen.




Aalborg morgens bei Sonne.




Stadt im Binnenland, aber dennoch am Meer: Am Limfjord.
Eigentlich ist das gar kein richtiger Fjord, sondern... eine Art ganz enge Meerenge, denn er geht komplett von der Nord- bis zur Ostsee rüber. Aber dennoch sehr nett!













Desiros! Großartig! Nachmittags fahren wir mit einem weiter rauf bis Frederikshavn.




In Frederikshavn, (fast) ganz oben an Dänemarks Nordspitze zwischen Skagerrak und Kattegat, haben wir noch ein wenig Zeit und bummeln durch die sympathische kleine Stadt. Einst endeten hier der Schnellzug "Nordpfeil" und ein Nachtzug von Hamburg... Lang ist´s her!
Frederikshavn downtown mit dem unvermeidlichen dänischen Hot-Dog-Wagen.




Während ein Kollege anruft, schnappt sich Linus meine Kamera und macht dieses Foto. Unerhört!




Frederikshavn havn. Wir befinden uns inzwischen an Bord der Nachmittagsfähre nach Göteborg. Man verabschiedet uns standesgemäß mit einem kleinen Regenbogen.
Auf diese Weise wollen wir uns Norwegen nach der gescheiterten Überfahrt gestern Abend nun auf dem Landwege nähern. Überfahrtszeit etwa vier Stunden.




Komm an Bord / Richtung Nord!




Wir gönnen uns das skandinavische Buffet. Linus geht auf Nahrungssuche.




Leider wirft man uns nach etwa 90 Minuten aus dem Restaurant. Stena Lines... Irgendwie mag ich die nicht.




Göteborg empfängt uns noch standesgemäßer, als uns Frederikshavn verabschiedet hat!




Wir suchen uns eine Unterkunft und gehen noch einmal in die abendliche Stadt. Natürlich wird einmal der Central-Station "Hej!" gesagt...




...aber auch der übrigen Stadt am Wasser. Partie am Opernhaus.




Der nächste Morgen. Blick aus dem Hotelzimmer.
Dann wandern wir noch einmal in die Innenstadt. Weil es so nett ist, lassen wir den Vormittagszug nach Oslo ohne uns abfahren und nehmen den einige Stunden später am Mittag.




Kreative Absperrung. Zum Piepen!




Strabse Göteborg am zentralen Anleger der Hafenfähren. Macht einen robusten Eindruck.




Alter Schwede!




Alte Schwedin! Museumslinie zum örtlichen Freizeitpark.
Dafür, dass wir hier eigentlich gar nicht hinwollten, war der Tag in Göteborg doch sehr nett (wäre sonst aber auch nett gewesen). Letztes Jahr war ich mit meinem "Großen" hier, mit der Fähre von Kiel. Ich hätte nicht gedacht, so schnell wieder in Göteborg zu sein...





Wir besteigen den Schnellzug nach Oslo. Die Schaffnerin sagt uns, wo Plätze nicht reserviert sind.




Genau hier überqueren wir *Trommelwirbel* die schwedisch-norwegische Grenze!




Ankunft in Oslo Sentral. Unser dicker Zug sieht nur auf den ersten Blick aus wie ein Doppelstock-Kiss.




(Kein Bildtext, denn hier steht ja drauf, was es ist)




Wir schließen unser Gepäck ein und schleichen in die Stadt.
Sieht ganz nett und lebendig aus, ist aber noch teurer als in der Schweiz (z.B. Pizza Magherita 22 Euro und mehr).




Wir besteigen die Zitadelle. Man hat einen entzückenden Blick über den Oslofjord! Außerdem füttern wir Möwen.
Man beachte das gläserne schräge Dach rechts am Bildrand.




Kreativer Stadtplan aus Müll und Farbe.




Das bekannte Rathaus feiert gerade Geburtstag.




Zitadelle. Da oben waren wir vorhin.




Auch ziemlich bekannt, jedenfalls wenn man es kennt: das am/über das Wasser gebaute Astrup-Feamley-Museum.
Jetzt wisst ihr auch, was das für ein gläsernes schräges Dach auf dem Bild vorhin war!




Es wird Zeit, einmal nach so etwas wie einer Unterkunft Ausschau zu halten. Wir nisten uns zu norwegischen Preisen nahe des Hauptbahnhofes im Zentrum ein.
Warum sehen unsere Zimmer nach 20 Minuten bloß immer so aus, als wäre da der Habicht durchgegangen?




Das Abendprogramm. Besteigung des Daches des Opernhauses mit über-die-Stadt-Blick.




Besuch bei den norwegischen Nachtzügen am Bahnhof, für deren Traktion aber der Schwede verantwortlich ist.




Guten Morgen, guten Morgen, guten Morgen Sonnenschein (lalala)!




Bei Kaiserwetter machen wir uns auf zum Königspalast am Rande des Zentrums. Palast von weit weg...




...und von nah dran.




Rekruten-Ausbildungsgruppe bei der Palastwache.




Den örtlichen Laubbläser-Beauftragten interessieren die royalen Pflichten nicht wirklich.




Besuch bei der Tunnelbahn. In Oslo kann man nicht zum Skifahren fahren, sondern nach Ski fahren.




Wir schauen nochmal an der Mole vor dem Rathaus vorbei, weil es da so nett ist...
Das Gebäude rechts war früher auch mal ein Bahnhof. Heute ist da irgendwas mit dem ollen Nobel und seinem Preis drin.




...holen dann unser Gepäck aus dem Hotel und streben sodann der Eisenbahn nach Schweden zu.
Statt des X2-Schnelltriebzuges erwartet uns dieser eher an einen Regio erinnernde Zug vom Typ "Regina".




Das biedere Äußere täuscht. Regina kann bis zu 250 km/h fahren, ist trotz Großräumen sehr gemütlich und hat...




...einen Barbereich, in dem es sogar Köttbullar gibt!




Skandinavien, wie man es sich so vorstellt (nur vielleicht nicht mit so einem schiefen Bild).
Die Kontroll-Moral in diesem Zug ist noch schlechter als bei der DB im Fernverkehr: auf den fünfeinhalb Stunden Fahrt durch zwei Länder kommt kein einziger Schaffner! Und da unsere bei der DB gekaufte Platzkarte lt. Aufdruck offenbar auch als Fahrkarte gilt, sparen wir sogar diesen Interrail-Tag.




Nachdem wir in Göteborg von einem prachtvollen Regenbogen empfangen wurden, empfängt uns Stockholm unter prachtvollem Beton.




Wo geht man in Schweden wirklich schwedisch (aber ganz unschwedisch günstig) essen? Genau: In der Möbel-Bausatz-Bastelstube von Ingvar Kamprad aus Elmtaryd bei Agunnaryd.




Stockholm Zentrum.




Ganz fremd ist uns die Stadt nicht, denn wir waren erst vergangenes Jahr auf unserer Reise um die Ostsee hier. So können wir dieses Mal gezielt dorthin gehen, wo es uns am besten gefallen hat.
Am Rygerfjord: Unser Lieblingsplatz in Stockholm, keine 10 Fußminuten vom Zentrum entfernt. Hier haben wir auch letztes Jahr schon viel entspannte Zeit verbracht und einfach die Atmosphäre dieser Stadt am Wasser genossen.




Blick auf Wasser und die Türme von Gröna Lund. Was ist Gröna Lund? Wir werden es morgen erfahren!




Blick auf Wasser und Stadt ohne Gröna Lund-Türme, aber mit Rathausturm.




Wir drehen noch eine Runde mit der U-Bahn über der Erde...




...und tief, tief unter der Erde. Irgendwie haben sie die offenbar in den nackten Fels gesprengt.




Auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Herren fahren wir am nächsten Tag nach Gröna Lund. Allerdings nicht mit dieser historischen Funkenkutsche, die zufällig vorüber kam und gleich mal abgelichtet wurde.




Gröna Lund ist ein innerstädtischer Freizeitpark mit einem halben Dutzend Achterbahnen, mehreren Free-Fall-Towers und anderen Kotzmaschinen.
Ich gehe überall tapfer mit rein. Sonst hätte mir Linus den Rest meines Lebens vorgehalten, was für ein verweichlichter Feigling ich wäre. Seinen Eintritt kauft er sich von seinem eigenen Geld, das er sich zu Hause als Trainer einer Kinder-Leichtathletik-Gruppe verdient hat.




Aber, ganz ehrlich, es hat auch Spaß gemacht!
Am besten gefällt mir die auf dem vorherigen Bild rechts zu sehende Bahn, bei der man das Gefühl hat, überkopf aus dem weißen Gerüst von ganz oben ins Wasser gekippt zu werden. So sieht das von unten aus der Fisch-Perspektive aus.




Linus macht die Bekanntschaft mit gleich vier jungen Schwedinnen.




Acht Achterbahnen.
Na gut, nicht ganz. Aber fünf waren es auf jeden Fall, die ineinander verschlungen über dem Freizeitpark verlaufen.




Zurück ins Zentrum fahren wir mit der Hafenfähre. Gerade ist ablaufendes Wasser (nach links).
Für umgerechnet etwas mehr als 4 Euro (Linus etwas mehr als die Hälfte) kann man bei "Storstockholms Lokaltrafik" 75 min lang Bus, Bahn und Schiff fahren. Für ein paar Stationen mit der U-Bahn ist das ziemlich teuer. Aber man kann diesen Zeittarif auch sehr effizient nutzen, wie wir morgen sehen werden.




Stockholm Central, alte Bahnhofshalle.




In den Felsen unter der Stadt.




Am nächsten Morgen wandern wir noch einmal zum Fjord und begegnen diesem gegenlichtigen Intercity.
Bei den Bäumen über dem ersten Wagen befindet sich "unser" Stockholmer Lieblingsplatz mit Liegebänken, Sitzschaukeln, Sand und sogar einem Badezugang zum Fjord mitten in der Stadt.




Stadt am Wasser. Schön! Wir nehmen am Rygerfjord Abschied von der schwedischen Hauptstadt.
Eine Atmosphäre dieser Art geht Stuttgart mit Ausnahme eines von Nilgänsen zugekackten künstlichen Sees im Park am Landtag leider völlig ab.




Tschüß, Stockholm!




Mit dem Vorortzug aus dem Hause Alstom fahren wir ans Eau. Die Fahrt dauert etwas mehr als eine Stunde.
Weil dieser Zug von der Storstockholms Lokaltrafik und nicht von der Staatsbahn SJ betrieben wird und auch der normale Zeittarif wie in der U-Bahn gilt, kostet die Fahrt auch nur die 75-min-Fahrkarte zu rund 4 bzw. 2 Euro.




Ankunft in Nynäshamn.
Nynäshamn (...hamn = Hafen) entpuppt sich als eine beschauliche (aber mit Ausnahme der Uferpromenade ziemlich tote) kleine Hafenstadt an der Ostsee südöstlich Stockholms. Doch für ein paar stressfreie Stunden am Nachmittag ist Nynäshamn völlig o.k..










Da wollen wir hin!




Der Pole wartet schon. Hoffentlich geht er nicht unter!
Man beachte den Schriftzug in Form eines Schiffes.



Einschub: Diese Fähre war eine der einzigen drei bzw. vier bereits vorab gebuchten Posten unserer Fahrt (die beiden Fährpassagen, die Reservierung Oslo - Stockholm + die nicht nutzbaren Platzkarten Bergen - Oslo), ansonsten sind wir die zwei Wochen ja frei Schnauze herum gereist. Ich habe dazu zunächst eine - im August leider nicht ganz billige - Überfahrt auf der Polferries-Website für etwa 290 Euro gebucht. Es war eine 4-Bett-Außenkabine, weil 2-Bett-Kabinen nicht mehr im Angebot waren. Interrail-Rabatt, so hieß es dort im polnischen www, gäbe es nur direkt beim Kauf an den Verkaufsstellen vor Ort. Darauf zu spekulieren und dann womöglich auf eine ausgebuchte Fähre zu stoßen, war mir in der Hochsaison dann doch zu heikel.
Parallel dazu schrieb ich die Reederei direkt an und fragte, ob man auch anderweitig den Rail-Rabatt bekäme. Tatsächlich: schon wenige Tage später schrieben sie mir zurück, man hätte uns eine 2-Bett-Außenkabine zum ermäßigten Preis reserviert. Ich solle den Rechnungsbetrag überweisen, dann würde man das Ticket freischalten. Dann sollte ich das alte Ticket (das teure für die 4-Bett-Kabine) bei der Reederei zur Erstattung einreichen. Das wurde dann abzüglich einer überschaubaren Bearbeitungsgebühr auch so umgesetzt. Also - das ist mal ein Service! Und der neue Preis von rund 220 Euro war für die doch ziemlich lange Überfahrt inklusive Frühstücksbuffet völlig o.k..

So ähnlich muss es ausgesehen haben, als die Tiere auf der Arche Noah einschifften.




Vor dem Auslaufen.
Leider gab es auf dieser Fähre auf den Außendecks keine Sitzgelegenheiten. Unser Lieblingsplatz außerhalb unserer Kabine wurde schließlich die verglaste Lounge achtern, wo man aus plüschigen Sesseln hinten auf das Meer schaute (und es einen Getränke-Tresen gab). Da das Schiff auch nur mäßig besetzt war, gestaltete sich die ganze Überfahrt sehr entspannt.
Die Gotland-Fähre hat schon kurz vor uns abgelegt.




Wir.

(Foto: eine andere deutsche Touristin, die mit der großen Kamera auch gleich umzugehen wusste, diese waagerecht hielt und uns auch nicht die Füße abschnitt)



Unsere Kabine mit XL-Bullauge.
Es war dann doch eine 4-Bett-Kabine, aber zum Preis einer 2-Bett-Kabine.




Fahrt über das Meer in die Nacht, die im Sommer des Nordens nie richtig dunkel wird.




Am nächsten Vormittag ziehen schon die Traumstrände der karibischen Inseln an uns vorüber.
Diese hier ist die Halbinsel bzw. Nehrung Hel/Hela, welche als 35 km lange schmale Landzunge dem Danziger Haff vorgelagert ist. Aus schwedischer Perspektive ist das ja tatsächlich schon fast die Südsee. Und Traumstrände sind es wirklich, dort an der polnischen Ostseeküste!




Bei der Einfahrt nach Danzig passieren wir das Denkmal zum Beginn des zweiten Weltkrieges auf der Danziger Westerplatte.
Das Denkmal ist fast genauso hässlich wie der Krieg.




Dann fahren wir durch eine Plattenbausiedlung...




...äh, nein. In dieser Massen(tier)haltung machen Menschen Urlaub! Hoffentlich ist es drinnen schöner.
Ob die 2x drei Rettungsboote im Ernstfall reichen würden?




Von Hafen an der Westerplatte in die Innenstadt fährt der Bus. Mangels Automat oder anderer Verkaufsstellen fahren (nicht nur) wir schwarz.
Der nächste Bus ins Zentrum ist zufällig die sonntags verkehrende Museumslinie 600. So fahren wir und die etwa 20 anderen Fußpassagiere vom Schiff stilecht mit einem bumsvollen Ikarus 260, Baujahr 1991, nach Danzig hinein.


(Handy-Foto)



Danzig/Gdansk. Wasser, Hanse, Backsteingotik. Eine Stadt mit Charakter und Atmosphäre, jedes Mal wieder schön!
Hier das Wahrzeichen, das Krantor. Ob man das auch schön findet, möge jeder selbst entscheiden. Irgendwie wirkt es wie ein H0-Modell auf einer Spur-N-Anlage.




Unterwegs geraten wir auf einen Flohmarkt. Beim Verkauf historischer Devotionalien ist man hier schmerzfreier unterwegs als westlich von Oder und Neiße.
(Handy-Foto)



Wir bleiben in der weniger friedlichen Epoche: Ebenso zufällig formiert sich gerade eine Parade historischer Fahrzeuge der polnischen Bundeswehr.




Wir wohnen jedoch nicht in Danzig, sondern nebenan im Seebad Sopot. Ein "Kibel", das Kult-Fahrzeug der polnischen Eisenbahn, bringt uns hin.




Deshalb Sopot und nicht Danzig!
Und nachdem Linus letztes Jahr, als wir schon einmal hier waren, vor der Abreise sagte "hier hätte ich noch länger bleiben können", bleiben wir dieses Jahr eben für zweieinhalb Tage an diesem wunderschönen Ort.




Deftige polnische Küche mit dem Dreiklang aus Kartoffeln, Fleisch und Rohkost bzw. Gemüse gibt es in vielen Städten in der "Bar Mleczna", der Milchbar. Darauf haben wir uns schon die ganze Zeit gefreut.
In Sopot gibt es gleich zwei am oberen Ende der Promenade "Monte Cassino". Milchgerichte gibt es in den Milchbars aber schon lange nicht mehr.

(Handy-Foto)



Achtung! Zugverkehr kreuzt die Promenade.




Nette Anblicke zwischen Sopot und Danzig.




Den nächsten Tag machen wir einfach mal Urlaub ohne Programm und bleiben in Sopot.
Das hier ist schon der übernächste Tag, auf dem Weg zum Frühstück-holen:
Für den D-Zug nach Kattowitz durch das Hinterland, mit dem wir letztes Jahr hier ausreisten, bedient man sich der tschechischen Taucherbrille.




Wir nehmen einen anderen und, wie alle polnischen Schnellzüge im Sommer, rappelvollen D-Zug ("TLK").




Fenster auf - Rübe raus. Unser Ziel ist...




... die Marienburg in Malbork, eine riesige Backstein-Anlage aus der Zeit des Deutschen Ritterordens.




Das ist noch nicht die Burg, sondern erst der Bahnhof Malbork. Aber schon ganz nett.
Er liegt an der alten preußischen Ostbahn Berlin - Königsberg. Daher auch das Berliner Wappen in der Halle.




Die Marienburg.




Auf einem Teil der Vorburg (auf dem drittletzten Bild ganz links zu sehen) degustieren wir erst einmal ein zweites Frühstück.
Wie man sieht, wird es uns auf unserem Beobachtungsplateau nicht langweilig.




Noch ´n TLK.




Hamburg Süd! Schade, dass es diesen weltweiten Gruß aus der Heimat bald nicht mehr gibt.




Dann geht es an/in die gewaltige Festung.













Das ist nicht mehr die Burg, sondern wieder der Bahnhof Malbork.




Der Zug zurück nach Danzig und Sopot ist natürlich ein oller Kibel!




Charakterkopf!

(Handy-Foto)



Aber: in dem rustikalen Gefährt kann man die Fenster öffnen. Das macht doch mehr Spaß als die Fahrt in diesen modernen Klima-Kapseln. Weichselbrücke bei Tczew.




Zurück in Sopot.
Auf dem Weg zum Strand stärken wir uns erst einmal mit ungefähr 3 Metern Zapiekanka, der polnischen Antwort auf Croques.

(Handy-Foto)



Abends fahren wir unserem Nachtzug nach Südpolen bis Gdynia, der hässlichen dritten Stadt im Bunde der Trojmiasto (Dreistadt), entgegen.
Auch auf den Dieselstrecken in die Seebäder ist die tschechische Taucherbrille aktiv. In Deutschland kaum noch denkbar, solche Urlauberzüge aus den Städten im Süden direkt in die Seebäder am Meer (und dann noch nachts mit richtigen Schlaf- und Liegewagen)!




Ein Korsar bringt uns entlang der Weichsel über Nacht einmal von Nord nach Süd durchs Land, vom Baltischen Meer bis fast an die Tatra.




Unser Wagen ist eine recht unmodernisierte volkseigene Rumpelkiste mit dröhnenden Klotzbremsen aus DDR-Produktion. Gut geschlafen haben wir dennoch. Und man kann wieder die Rübe (oder halbe Linüsse) rausstrecken.

(Handy-Foto)



Unser Schlafwagen nach der Ankunft in Krakau.




Wir deponieren das Gepäck und erobern Krakau. Erste Anlaufstation ist der Rynek (Marktplatz).




Wir wollten eigentlich nur ein kleines zweites Frühstück einnehmen. Nach diesen Portionen sind wir allerdings satt bis in den Nachmittag hinein.




Dann besteigen wir den Wawel, die bekannte Krakauer Burganlage.







Der Wawel über der Weichsel.




Krakauer Strapazenbahn mit Schlitzaugen. Offenbar ein Fabrikat aus Fernost.









Vom Wawel aus haben wir ein paar Kilometer weiter einen kegelförmigen Hügel am Rande der Innenstadt entdeckt. Den wollen wir nun besteigen, weil man von dort sicher einen prächtigen Blick auf Kraków haben müsste.
Tatsächlich finden wir diesen Hügel und einen Bus dorthin! Er (der Hügel, nicht der Bus) ist dem polnischen Patrioten Kosciuszko gewidmet. Das Besteigen ist aber gar nicht nötig, denn der Linienbus fährt bis fast ganz oben rauf... Und der Blick ist wirklich großartig!
Den Wawel mit seinen Türmen sehrt ihr in Bildmitte unter dem Kraftwerk.




Blöd! Genau hier stehen zwei teutonische Touristen im Bild.




Zurück im Tal. Hier der alte Hauptbahnhof.




Wir ruhen uns kurz in der Unterkunft aus oder schauen dort aus unserem Fenster.


Abends trifft man sich in polnischen Städten auf dem Rynek. Eine wunderbar entspannte, fröhliche und friedliche Atmosphäre liegt über dem Sommerabend!
Ich wäre gerne noch geblieben, aber morgen müssen wir früh raus.




Dieser alberne 3-Wagen-Zug, der um 06:27 Uhr (!) in Krakau startet, ist immerhin der Intercity...









Die Fahrt im "Danubius" von Polen über Tschechien an den namensgebenden Fluss in Österreich ist sehr entspannt!
Unterwegs bekommen wir noch drei Kurswagen aus Breslau dazu.




Ein Regio-Shuttle aus Baden-Württemberg? Im Dreiländereck Polen-Tschechien-Slowakei? Hm!

(Schnappschuss ohne weiteren Qualitätsanspruch aus dem fahrenden Zug.)



Ankunft in Wien Südbahnhof, neudeutsch Wien Hbf.




Vor einem etwaigen Kulturprogramm wollen wir aber erst einmal...




...etwas Spaß haben.




Kotzmaschine (aber eine richtig gute!) auf dem Prater! So eine gab es nicht einmal im Gröna Lund.




Achterbahn mit 92°-Abfahrt.




Die Liliput-Ban ist nicht ganz so rasant.
Die Station "Schweizerhaus/Luftburg"wurde wohl von der DB Netz AG zu Hartmut Mehdorns Zeiten geplant, denn sie hat nur am stadtauswärts führenden Gleis einen Bahnsteig.




Sogar die Rennleitung muss warten!
Als wir winken, machen die Vertreter der Exekutive einmal kurz Blaulicht und Martinshorn an.


In der Liliput-Bahn darf man nicht den Hitlergruß zeigen und nicht in den Wagen kacken.




Bei der Wahl zur hässlichsten Lokomotive südlich der Elbe spielt dieses Gerät ganz vorne mit. Da bekommt man ja Augenkrebs!




Toilette. Nicht für Kinder, nimmt nur Karte.
Kinder müssen dann draußen an den Pavillon pinkeln.




Wien, noch ein wenig Touri-Pflichtprogramm. Wir besuchen den Stephansdom und bummeln durch die Kärntner Straße.




Leider ist der Nachtzug Wien - Bregenz ausverkauft, sodass wir schon am späten Nachmittag abreisen. Ungeplant ist die Fahrt vor Salzburg in diesem beschaulichen Landbahnhof aber erst einmal zuende, weil sich ein blöder Oberösterreicher vor den Zug vor uns geworfen hat. Zum Glück gibt es jenseits der Lärmschutzwand, auf der wir Platz nehmen, eine Tankstelle mit Eis-Verkauf.
Gunskirchen wird mein Altersruhesitz.




Aber geschmeckt hat es trotzdem!
Im Speisewagen zwischen Gunskirchen und Soizbuag.




Mit zwei Stunden Verspätung erreichen wir Salzburg. Die Deutsche Bundesbahn begrüßt uns.




Durch die Verspätung wären wir an jenem Abend nicht mehr nach Hause gekommen. So übernachten wir kurzfristig in Rosenheim und fahren entspannt am Folge-Morgen weiter.
DB Fernverkehr verlangt für die Fahrt mit dem ICE oder EC trotz Bahncards für die weniger als 250 km von München nach Stuttgart satte 110 Euro! Wir wollen den Zug doch nicht kaufen! Doch wir haben Zeit, und so schlagen wir uns eben mit dem Deutschland-Ticket durch, was bis kurz vor Stuttgart auch gut klappt.
Der RE 200 von Ulm Richtung Stuttgart, in dessen Intercity-Wagen wir schon Platz nahmen, fällt dann aber aus...



So fahren wir mit dem Bummelzug durch das Filstal über Süßen und Kuchen gen Stuttgart. Eine Rundfahrt durch sieben Länder geht zuende.
Kurz vor Stuttgart gibt es dann noch eine Großstörung, sodass wir "auf unbestimmte Zeit" in einem Dorfbahnhof namens Uhingen geparkt werden. Langsam erhalten Hunger und Durst Einzug, sodass Linus aussteigt, um in einem Supermarkt vor dem Bahnhof auf Nahrungssuche zu gehen. Doch kaum ist er in der Unterführung verschwunden, setzt sich der Zug wieder in Bewegung... Also, kurzer Anruf: Ich fahre bis Plochingen vor, steige dort mit dem Gepäck aus, und Linus würde mit dem nächsten Zug hinterher kommen. Alles kein Problem! Als Bahnfahrer weiß man ja zu improvisieren. Und außerdem wollen wir ja etwas zu erzählen haben!














Die zweite Reise:
Im offenen Wagen zu einem Land ohne Eisenbahn.
Schweiz - Bernina - Italien - Mailand - San Marino - Deutschland.

Einreise in die Schweiz via Schaffhausen. Mit dem Rhein geht es hier erst einmal mächtig bergab.
Mein Doppelstock-Intercity aus Stuttgart hat seine üblichen 20 min Verspätung und ich in Zürich ca. 15 min Umsteigezeit. Es geht richtig gut los!




Aber auch in der Schweiz ist nicht alles pünktlich, so z.B. mein Anschlusszug von Zürich nach Buchs und weiter nach Budapest.
Mit zwei Umstiegen, die es eigentlich gar nicht geben soll, erreiche ich daher doch rechtzeitig Graubünden und in Landquart den Schmalspur-Schnellzug der Rhätischen Bahn.




Dann geht es wortwörtlich in die Berge.
Schön: auch in den modernen Zügen lassen sich einige Fenster öffnen.




St. Max. Nein, St. Moritz,




Drei Zugpaare über den Bernina führen im Sommer offene Aussichtswagen. Deshalb wollte ich auch diesen Zug erreichen und nicht einfach eine Stunde später fahren.




Original Schweiz: Alpen und alter Saurer-Postbus.




Ach, kann Zugfahren schön sein!







Daaa wollen wir noch ganz runter!




Ich beschließe, vom Endpunkt der Berninabahn, Tirano, weiter nach Italien reinzufahren. Doch vor Insalata mista und Pizza bellavista hat der italienische Bahn-Gott einen eineinhalbstündigen Schienenersatzverkehr gestellt. So erreiche ich abends Mailand/Milano.
Die Firma Hitachi, die sich für diesen doppelstöckigen Vorortzug verantwortlich zeichnet, hat bei der Sitzanordnung das Kunststück fertig bekommen, dass es keinen einzigen Platz ohne Sichtbehinderung durch Fensterholme gibt. Und die Bahngesellschaft Tre-Nord hat den Mist auch noch gekauft.




In einem kleinen Hotel nahe der Porta Garibaldi beziehe ich für zwei Nächste Quartier.
Im Foyer empfängt mich Kunst mit einem Mercedes O 302.




Der nächste Morgen beginnt mit 100-jährigen Straßenbahnen, wie sie in ganz Mailand unterwegs sind.









Milano, die berühmte Passage...




...und der Dom.




In Mailand gibt es viel zu viele Touristen. Ich bin ein Teil dieses Problems.




Diese Strabsen sind längst auch zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden.









Abends fahre ich noch einmal in die Stadt und lasse mich etwas treiben. Die Zitadelle...




...und noch einmal der Dom, für dessen Illumination ein eigenes Atomkraftwerk weiter betrieben wird.




Dann geht es in die Unterkunft zurück.




Am nächsten Morgen fahre ich Richtung Adria.
Mein Zug ist ein Intercity über die Altstrecke Richtung Bologna, dessen Wagen aus entkernten und zu Großraumwagen mutierten, vormaligen Abteilwagen besteht.




In Rimini endet die Bahnfahrt für mich. Ich steige auf eine internationalen Buslinie um.




Da ganz oben auf dem schroffen Felsen haben sie sich damals eingenistet und sich ihre Selbstständigkeit bis heute bewahrt.




Das erste Mal bin ich nun in einem Land, in dem es keine Eisenbahn gibt. Ich wäre hier arbeitslos! Das war aber nicht immer so.




Der Ausblick ist großartig! Blick landwärts Richtung Apennin...




...und Richtung Rimini, wo das Meer im Hintergrund blau schimmert.




Von außen mag San Marino, hoch oben auf den Klippen gelegen, schroff und abweisend wirken. Jedoch trifft man dort auf eine wunderschöne, nette, saubere und erstaunlich preiswerte historische Stadt.




Wieso ist das nicht überall auf diesem Planeten möglich? Drei Religionen teilen sich ein Gebetshaus.




Der Linienbus bringt mich in etwa einstündiger Fahrt nach Rimini zurück.
Am Ende endloser Privatstrände finde ich noch dieses nette Fleckchen zum Sprung in die Adria. Sorry, aber ich zahle doch für das Meer keinen Eintritt! Sonst läge ich am Mittelmeer und hätte keine Mittel mehr.





So sehen diese italienische Intercitys von außen aus. Vorne und hinten haben sie Triebköpfe (so ähnlich wie ein ICE1), dazwischen hängen normale Schnellzugwagen.
Nur der Mastschatten-Schaden auf der Nase war nicht planmäßig.




Der IC war bumsvoll und platzkartenpflichtig. Ich fahre deshalb mit einem Regio hinterher und schaue noch einmal auf das nette kleine Land auf den Felsen zurück.
Unterwegs reserviere ich mir über die ÖBB-Site einen Platz in einer Schlafkapsel des Nachtzuges Bologna - München.



In Bologna habe ich noch zwei Stunden Zeit.
Leider machen hier nahezu alle Läden und Gastro-Betriebe zwischen 21 und 22 Uhr zu. Auf dem Bahnhofsvorplatz lungern irgendwie nur Muselmänner und laut telefonierende Dunkelhäutige herum. Kein Platz zum Wohlfühlen, auch nicht an einem lauen Sommerabend.




Mit leichter Verspätung kommt mein Nachtzug nach Monaco di Baviera (oder so) eingefahren, also auf gut deutsch nach München.




Ordnung muss sein! Im Schlafkapsel-Wagen.




Venedig und die Alpen-Überquerung verschlafe ich.
Aufwachen auf der Tauern-Nordrampe. Das schöne Wetter blieb leider südlich des Alpenhauptkamms.




Ob der große Fehler für unsere Verspätung verantwortlich ist?
Anzeige am Schaltkasten meines Wagens.




In München Hbf kommen wir nur am Katzentisch im Holzkirchner Flügelbahhof an.
Schön war die kleine Reise in den Süden aber dennoch!














Die dritte Reise:
Einfach mal nach Osten losfahren!
Einmal Schwarzes Meer und zurück (Deutschland - Wien - Rumänien - Bulgarien).

6 Tage Zeit, aber kein richtiges Ziel: So fuhr ich im Juni einfach mal in Richtung Osten los. Einzig eine am Vorabend noch kurzfristig gekaufte Schlafwagen-Bettkarte für den Schnellzug "Dacia" von Wien nach Bukarest war vorgeplant. Wo ich am Ende landen würde, wusste ich bei meiner Abfahrt am späten Vormittag selbst noch nicht.

Nach dem Grenzübertritt: ein DB-628 in Salzburg. Er sollte nicht das letzte deutsche Fahrzeug im Ausland bleiben.




Der samstägliche D-Zug Salzburg - Wien besteht fast ausschließlich aus ehemaligen DB-Intercity-Wagen.
Ich genieße ein eigenes Abteil und bis Wien lediglich zwei Unterwegshalte.




Da guck´ste in die Röhre: Der Wienerwald von unten.




In Wien Hbf schließe ich für wenig Geld (Bargeld mitnehmen!) mein Gepäck ein und fahre mit der S-Bahn zum Bahnhof Wien Mitte.




Es braucht nicht vieler PS, um stilvoll zu reisen!
Fiaker in Wien.




In der zweitgrößten deutschsprachigen Stadt der Welt.




Nochmal Wienerwald (aber nicht von unten).




Hier scheint es legale Nachtbus-Rennen zu geben.




Dann wird es ernst. Etwa 18 Stunden Fahrt nach Osten liegen vor mir.
Die ÖBB gibt als einzige Unterwegsstation den unwichtigsten Bahnhof im Zuglauf an.




Dann geht es in den Abend hinein. Letztes Licht über dem Burgenland.




Bis Budapest läuft ein ungarischer Speisewagen mit. Das muss ausgenutzt werden!

Handy-Foto



Der Reservierungsgott beschert mir ein Abteil mit Dusche und WC, welches ich auch die ganze Fahrt über für mich behalte. Das ist wahres Reisen: im Privatabteil mit Dusche/WC durch drei Länder.
Aufwachen in Siebenbürgen. Gerade verlassen wie Schässburg/Sighisoara.
Ich habe echt überlegt, hier wieder einmal auszusteigen, fahre dann aber doch weiter.




Ging es bislang noch recht flott voran, ist die Fahrt jenseits von Sighisoara ein endloses Gegurke mit Tempo 30 oder 50 über eine völlig herunter gefahrene und streckenweise nur eingleisige Strecke.




An der parallelen Neubaustrecke wird auch nur ziemlich halbherzig gebaut.




Kirchenburg in Siebenbürgen.




Hinter Brasov/Kronstadt geht es über die Kaparten.




Pünktliche Ankunft am Nachmittag in der rumänischen Hauptstadt! Die ganze Reise hat bis hier nur einen einzigen Interrail-Tag (ca. 38 Euro) gekostet.
Keine Festhalle vor dem kollektiven Besäufnis, sondern der Querbahnsteig im Bukarester Nordbahnhof.




Ich schaue einmal, was hier sonst noch so alles kreucht und fleucht.
Zum Beispiel ein ehemaliger DB-Talent-1-Triebzug der Baureihe 644. Der hintere Triebzug ist wohl früher in Ulm zuhause gewesen, denn er hatte noch "RB 66 Aulendorf" geschildert.




Dieser ziemlich lange Interregio nach Constanta ist an diesem Freitag Nachmittag eigentlich ausgebucht. Ich umgehe die blödsinnige Platzkartenpflicht, indem ich mir einfach eine Fahrkarte für einen freien Zug am Abend kaufe und trotzdem einsteige.
Zwar muss ich im Vorraum sitzen, aber das ist besser als nun vier Stunden warten zu müssen. Der Schaffner knipst mein Ticket auch anstandslos ab.




Bis Constanta am Schwarzen Meer möchte ich aber erst einmal nicht fahren, auch wenn das bei dem herrlichen Frühsommer-Wetter nicht die dümmste Idee wäre. Mein Ziel ist ein kleiner Knotenbahnhof mitten in den landschaftlich absolut trostlosen Weiten der Walachei. Warum das? Der Pufferküsser-Buschfunk verkündete, dass hier im Sommer einer der allerletzten "großen Malaxas", uralte Vorkriegstriebwagen, ein paar Mal am Tag auf einer Nebenbahn pendeln würde. Ob es stimmt?
Yeah! Der Buschfunk hat nicht gelogen! Ganz selbstverständlich wartet der über 80 Jahre alte Malaxa in Ciulnita auf Umsteiger.



Der nette Schaffner freut sich über das Interesse an seinem Fahrzeug und hat auch kein Problem damit, mit aufs Bild zu kommen.
Man beachte auch den nicht so wirklich rollstuhlgerechten Überweg.




Der Lokführer ist ebenfalls total nett und lässt mich in sein Heiligtum blicken.
Statt Joystick-Armaturen und bunten Bildschirmen gibt es eine handbediente Gangschaltung und jede Menge Mechanik. Ob unsere heutige High-Tech auch so lange funktionieren wird?





Den Fahrgastraum hat man leider einmal mit dem Einbau von hochgradig unbequemen Plastik-Hartschalensitzen verschlimmbessert.




Blick zurück auf die Rumänienreise mit Tilo im Sommer 2000: Da fuhren wir mit einem der damals noch aktiven zweiteiligen "großen Malaxas" durch Nordwest-Rumänien. Unser Platz war auch bei Tempo 100 jener im Fahrtwind in der offenen Tür.


(Foto: Tilo)



25 Jahre später. Klar, wo mein Platz in diesem Oldtimer ist!
Das sind solche Momente, die ich für kein Eisenbahnfoto von draußen eintauschen möchte.
Liebe deutsche Hilfs-Bahnpolizisten, für die schon eine profane Drehfalttür lebensgefährlich ist: das stört hier niemanden! Man muss halt aufpassen!

(Handy-Foto eines Mitreisenden)



Abfahrt!
Slobozia Sud




In Slobozia beziehe ich ein realsozialistisches, aber ruhiges und bequemes Hotel (mit gutem Frühstück am nächsten Morgen).
Dann geht es noch einmal zurück an die Strecke.









Stadtszene in Slobozia auf dem Weg zum Bahnhof.
Ansonsten hat dieses Slobozia, etwa 100 östlich von Bukarest gelegen, allerdings keine Sehenswürdigkeiten oder eine historische Altstadt.




Auch zur letzten Ankunft gegen 23 Uhr geht es noch einmal zum Bahnhof. Wenn man schon einmal hier ist... Und wer weiß, ob wir uns noch einmal sehen?
Der Lokführer erkennt mich wieder und schaltet für das Foto noch einmal das Spitzenlicht ein.




Dann gehen wir alle schlafen!




Der nächste Tag beginnt so, wie der vorherige aufgehört hat: mit dem Malaxa.
Dann ist allerdings eine mehrstündige Zugpause, und ich gehe im Hotel erst einmal früstyxen.




Um bis zum nächsten Zug zurück an die Hauptbahn in Ciulnita nicht stundenlang warten zu müssen, schnappe ich mir ein Taxi (und zwar das hier). Die umgerechnet 20 Euro für 20 km und 20 min Fahrt sind voll o.k..




Am Vormittag bin ich also wieder in Bucureşti Nord. Was nun? Nach Nord-Rumänien in die Maramureş fahren? Nach Siebenbürgen? Ehemaligen deutschen Triebwagen nachstellen? Meine Wahl fällt schließlich auf diesen Zug, der auch bald abfahren soll. In einem Anflug von Weitblick habe ich vorhin auch schon Ruse/Pyce als nächstes Etappenziel im Interrail-Pass eingetragen.
Statt "S1 nach Herrenberg" hat dieses Zugziel doch deutlich mehr Lo(c)k-Stoff! Also rein da!
Nicht wundern: Der Nahverkehrs-Doppelstockwagen hinten gehört zu einem anderen Zug.



Türkischer Schlafwagen im einzigen Schnellzug des Tages von Rumänien nach Bulgarien.
Irgendwann fahre ich den auch mal bis zum Ende mit!




Ich beziehe in einem nicht mehr ganz taufrischen bulgarischen D-Zug-Wagen dieses plüschige und sehr gemütliche Abteil.




Im Vorhof Bukarests ziehen weitere Bekannte vorbei: Doppelstock-Einzelwagen vom VEB Waggonbau Görlitz...




...und das könnte mal ein Silberling der Deutschen Bundesbahn gewesen sein




Kaum eine andere europäische Hauptstadt hat ein landschaftlich so langweiliges Umland wie Bukarest.

Stundenlang fahren wir nun mit unserem "Schnell-"Zug langsam durch die Walachei (die echte). Dann erreichen wir die Donauebene. Der im rechten Bilddrittel hinten im Dunst zu erahnende Stängel auf dem Höhenzug ist der Fernsehturm von Ruse (BG). Bis dahin dauert es aber noch knapp eine Stunde.




Unser Bonsai-Schnellzug im rumänischen Grenzbahnhof Giurgiu Nord. Vorne "mein" Abteilwagen Bukarest - Sofija als "Zugstamm", dahinter der türkische Schlafwagen, dahinter ein rumänischer Großraumwagen als Kurswagen nach Varna. Doch wir sind ja schon dankbar: In der Wintersaison wird dieser Zug aus einem profanen Nahverkehrs-Desiro gebildet und endet in Ruse... Mehr als vielleicht 50 Fahrgäste saßen aber dennoch nicht im gesamten Zug. Traurig!
Die Passkontrolle ist nach 10 min abgeschlossen, also stehen wir die restliche Zeit bis zur Abfahrt ab (und fotografieren unseren Zug, was auch niemanden stört).




So sah der "Transbalkan" Budapest - Bukarest - Sofija - Thessaloniki mit Kurswagen aus Bratislava einmal aus. Foto von 2000 im bulgarisch-griechischen Grenzbahnhof Prochamonas.




Dann geht es weiter. Auf hämmernden Schienenstößen nimmt unser Rumänendiesel Anlauf für die doppelstöckige "Brücke der Freundschaft"...




...die die hier rund einen Kilometer breite Donau und die Grenze nach Bulgarien überquert.




Aaaah! Willkommen in Bulgarien! Schon vor Ruse die erste Ludmilla! Ich bin offenbar auf dem richtigen Weg!

(Handy-Foto aus dem fahrenden Zug)



In Ruse treffen sich die beiden Züge Bukarest - Sofija und zurück sowie der Zug Varna - Ruse - Ruse. Hier der gerade angekommene Gegenzug in Süd-Nord-Richtung mit dem Schlafwagen Istanbul - Bukarest. Sodann beginnt ein unglaublich ineffizientes Rangiermanöver, bei dem man nur den Kopf schütteln kann.
"Mein" Zug Bukarest - Sofija gibt den Kurswagen nach Varna ab, während der Gegenzug einen Kurswagen aus Varna beigestellt bekommt. Zusätzlich wird der Bukarest-Sofija-Zug um einige innerbulgarische Zusatzwagen Ruse - Sofija verstärkt, die der Gegenzug (ganz rechts, noch ohne den Kurswagen aus Varna) zuvor entsprechend abgegeben hat. Das Rangieren übernehmen die E-Loks, während der Rumänendiesel erst einmal an die Seite gestellt wird, bevor er sich vor den Gegenzug nach Bukarest setzt. Würde man sich den Rumänen z.B. den Varna-Kurswagen nach Bukarest selbst holen oder die Inlands-Verstärker auf den Gegenzug umsetzen lassen, wäre das Manöver sicher in der halben Zeit zu schaffen. So steht der Diesel immer im Weg herum, während die E-Loks wild mit oder ohne Waggons durch den Bahnhof rangieren.




Der um einige innerbulgarische Wagen angereicherte und um den Kurswagen nach Varna geschwächte Zug Bukarest - Sofija fährt ab.




Der Blick in die Empfangshalle des Bahnhofes Ruse erlaubt einen künstlerischen Blick in die Zeit, als der Bulgare den Zug noch aus Giurgiu über die Brücke holte.




Das sah übrigens so aus ("Transbalkan" in Ruse, 2002)




Der Schnellzug Ruse - Varna besteht auch nur aus drei Wagen: zwei sehr mäßig besetzte bulgarischen Nachwende-Großraumwagen (Foto) sowie der rumänische Kurswagen aus Bukarest mit ausgefallener Klimaanlage.
Dass dieser Kurswagen in Ruse umgestellt wird und nicht den Umweg über Gorna Orjahovitza nimmt, muss neu sein. auch der Fahrplan kennt das noch nicht. Die Anzahl der Fahrgäste ist aber dennoch einstellig gewesen.



Kurz vor einem Dorfbahnhof kommt der Schaffner und meint, wir müssten jetzt alle aussteigen. Hä? Na gut: es wäre ja zu schön gewesen, mal eine Reise ohne Schienenersatzverkehr zu erleben. Da der Schaffner durchgehend von Ruse bis Varna mitfährt und somit auch im SEV sitzt, sind zumindest die Anschlüsse Zug - Bus - Zug sichergestellt.
SEV auf bulgarisch mit einem ehemals schwedischen Bus (an der Dachluke klebte noch der Bepper "Nödudgang").




Bei der Ankunft am anderen Ende des SEV ist die Lok von/nach Varna gerade am Umlaufen. Die moderne Vectron-E-Lok aus dem Hause Siemens wirkt hier wie ein UFO aus einer fernen Galaxie.




Auf dem letzten Abschnitt wird die Landschaft wieder richtig schön! Wie man sieht, habe ich wieder ein Abteil mit Aufmach-Fenstern beziehen können.




Da bin ich also: Varna! Eine totale Lampenfinsternis begrüßt mich! Es ist das natürliche Ende meiner spontanen Fahrt, denn ab hier kommt nur noch Wasser.
Irgendwie cool, mal eben ans Schwarze Meer gefahren zu sein! Vorgestern war ich noch zu Hause...

(Handy-Foto)



Unweit des Bahnhofes und des Zentrums beziehe ich in einer ruhigen Seitenstraße Quartier.




Anschließend laufe ich an diesem milden Frühsommerabend nochmal nach Varna downtown und genieße meinen Urlaub. Dann aber habe ich zu später Stunde noch eine Verabredung mit einer kräftig gebauten Ukrainerin! Und Mädels soll man ja nicht warten lassen.




2.000 Kilometer von zu Hause entfernt empfangen mich Anblicke und Geräusche, wie ich sie während meiner Jahre in Ostdeutschland unzählige Male erlebt habe.
Eine der der mächtigen Reichsbahn-231 baugleiche Ludmilla der bulgarischen Baureihe 07 ist mit dem letzten Regionalzug des Tages aus dem Hinterland (Dobritsch) in Varna angekommen. Viel Personal, wenig Zug, fern der Heimat, aber eine plötzlich wieder so vertraute Kulisse.




Das Personal ist total entspannt, man grüßt sich, das Herumlaufen zwischen den Gleisen stört niemanden. So kann ich ungestört die Szenerie genießen und auch langzeitbelichten. Links grüßt bereits die Deutsche Bahn AG.
Anschließend ist auch dieser Tag zuende. Husch ins Bett, denn morgen geht es früh raus.




Ganz im Osten Europas ist es am nächsten Morgen trotz der Zeitverschiebung auch zur Stunde 6 schon hell, als ich Varna entlang der Varnaer Bucht in einem Zug aus einer Lok mit einem einsamen Reisezugwagen verlasse. Diesen Zug kennt ihr vom vorletzten Bild.




Etwa 50 km westlich von Varna zweigt in Poveljanovo eine Nebenstrecke nach Norden ab. Hier übernimmt die Ludmilla einen, an Sonntagen zwei Schlafwagen von einem Nachtzug aus Sofija. Im totalen Gegenlicht dockt 07 124 hinten an den Nachtzug an.




Dann geht es los. Die drei Wagen fordern den 3.000-PS-Boliden nicht wirklich. Aber die vertrauten Geräusche mit dem Singsang der Elektro-Fahrmotoren, dem Pfeifen der Lüfter und dem Schlagen des Sechsachsers vor mir über die Schienenstöße und Weichen sind dennoch zu hören und bringen mich ins Ostdeutschland der 1990er Jahre zurück. Ach, schön!




Unterwegs beginnt es aus dem hinteren Drehgestell der Lok zu qualmen. Am nächsten Halt mache ich einen der Lokführer mit Gesten darauf aufmerksam. Er steigt ab und schaut sich das an. Dann verschwindet er zum Fahrdienstleiter im Empfangsgebäude und kehrt nach einigen Minuten mit einem Eimer Wasser zurück. Den kippt er schwungvoll auf das zuvor qualmende Drehgestell, wo das Wasser zischend verdampft, bringt den Eimer zurück, bedankt sich noch einmal bei mir, und es geht weiter als wäre nicht passiert. Tatsächlich hat es nach dieser Aktion auch nicht mehr gequalmt.
Unfreiwilliger Fotohalt, aber im feinsten Morgenlicht mit schmuckem Bahnhof. Wer behauptet eigentlich, dass man nur mit dem Auto zu netten Bahnfotos kommt? Auch dürfte der Bahn-Erlebniswert auf solch einer Fahrt, mit allen Sinnen, am offenen Fenster hinter der arbeitenden Lokomotive, ungleich höher sein als beim Nebenherfahren.


Wenn dieser komische General wüsste, was für einen verfallenen Bahnhof man nach ihm benannt hat.




Wirklich viele Züge sieht die Endstation Dobritsch nicht. So hat das Bahnhofspersonal offenbar genug Zeit, sich um die Verschönerung die Außenanlagen zu kümmern.
Umlaufen am Endbahnhof.




Eine knappe Stunde später kommt schon der nächste Regionalzug auf dem Rasengleis aus Varna an. Es ist ein Desiro, made in Germany, ein Qualitätsprodukt aus dem Hause Siemens.




Der Sozialismus lebt! Von der Lokomotive über die bröckelnden Beton-Bahnsteige bis hin zur Architektur des Bahnhofes, wie man sie in ähnlicher Form in Bulgarien mehrfach findet. Eigentlich stört nur der moderne Schlafwagen das Ensemble.




Da der nächste Zug nach Varna erst in einigen Stunden fährt, mache ich mich auf zum Busbahnhof. Der befindet sich allerdings am anderen Ende der Stadt, die ich deshalb auf einem Fußweg kennenlerne.
Wieso man mitten auf den Bürgersteig am Fußgänger-Überweg in der Kurve solche Betonkugeln pflanzt, wird wohl ein Geheminis von Georgij Dimitroff beiben.




Beton! Es kommt drauf an, was man daraus macht (ehemaliger Werbespruch der westdeutschen Beton-Industrie). Das hier haben die bulgarischen Architekten in Doritsch City daraus gemacht.
Das Gebäude steht natürlich nicht so schief wie es aussieht. Die Neigung ist somit nicht einem betrunkenen Architekten, sondern dem Weitwinkel-Objektiv des Fotografen geschuldet.




Mit einem Microbus fahre ich in 2/3 der Zugfahrzeit nach Varna zurück. Leider hat man den Busbahnhof in Varna vor einigen Jahren vom Bahnhof weg ans den nördlichen Rand des Stadtzentrums der 350.000-Einwohner-Stadt am Schwarzen Meer gelegt. So nutze ich die Dienste des Kraftverkehrs Varna, um ins Zentrum und zu meiner Unterkunft zu gelangen.
Im Wartehäuschen sind die Bänke so hoch montiert, dass ich als halbwegs normalgroßer Mensch kaum mit den Füßen auf den Boden komme.




Doch zuvor gibt es Varna noch einmal bei Tageslicht zu sehen. Hier die orthodoxe Kathedrale...




...und eines der traditionellen bulgarischen Wiedergeburts-Häuser, wie man sie man sonst eher noch in den ländlichen Regionen des Landes findet.




Auf meinem Zimmer gibt es eine kleine Zwischenmahlzeit.

In meiner Schule im Vorhof Hamburgs habe ich russisch zwar - wenig ruhmreich - mit einer 5 im Zeugnis abgeschlossen. Aber das Lesen der kyrillischen Buchstaben und viele ähnliche Worte in den slawischen Sprachen kommen mir nun doch zupass. Immerhin weiß ich, was ich da gekauft habe. Wenn das meine alte Russisch-Lehrerin wüsste...




Am Nachmittag wird noch einmal geschaut, was am nahen Bahnhof so passiert.
Bereitstellung eines Expresszuges Varna - Sofija aus ehemaligen DB-Intercity-Wagen.












Aus dem AR-Halbspeisewagen wurde ein "Bistro".




Blick in den etwas modifizierten Gastraum mit Schreibtischlampen als Tischbeleuchtung.
Die Speisewagen-Bedienung zickt erst ein wenig herum, als ich hier ein Foto mache. Als ich ihr aber zu verstehen gebe, dass ich wie ihr Wagen aus Deutschland käme und mich ja so sehr freuen würde, ihn hier wiederzutreffen, wird sie milde gestimmt.




Der Zug nach Dobritsch fährt aus und nimmt auch wieder die Schlafwagen mit, die dann abends von Dobritsch nach Sofija gehen.
Wenn diese dann auf der abendlichen Rückfahrt unterwegs in Poveljanovo an den Nachtzug Varna - Sofija umgehängt werden, bleibt von den Zug Dobritsch - Varna ab Poveljanovo nur noch der einsame Sitzwagen von gestern Abend übrig.




Für den Rest des Tages lasse ich die blöde Eisenbahn einfach einmal Eisenbahn sein und genieße das, weshalb wohl die meisten Besucher nach Varna kommen: Das Schwarze Meer!
Schööön! Aber irgendwo da drüben herrscht Krieg.




Da geht´s auch gleich rein. Es sind angenehme 25 Grad Celsius.




Anschließend gönne ich mir in diesem Fischlokal mit Meerblick ein Grillgericht. Das letzte Wort im Restaurant-Namen hat übrigens nichts mit vollen Wampen zu tun.




Am nächsten Vormittag heißt es Abschied nehmen vom Schwarzen Meer. Diese zwei Schrägwand-Wagen sind der Schnellzug nach Ruse. Da der Kurswagen nach Bukarest fehlt, deutet das wieder auf eine Streckenunterbrechung hin.




Seitengang in dem Schrägwand-Wagen aus dem VEB Waggonbau Bautzen.
Die Wagen sind kürzer als normale Schnellzugwagen und konnten daher breiter gebaut werden. Da das Waggondach aber aus der genormten Bauform der normalen, längeren Schnellzugwagen stammte und deshalb nicht, wie der Wagenkasten, breiter war, laufen die Wagen nach oben hin schräg zu. Als Fahrgast profitiert man aber merklich vom breiteren Wagenkasten.




Ausblicke in die nordbulgarische Landschaft zwischen Donau und Balkan-Gebirge.




Auch dieser Wagen hat schon ein paar Kilometer auf den Achsen...




...ist aber wieder richtig bequem.
Als Lektüre dient mir - inhaltlich passend - das Buch "Im Bummelzug nach Istanbul", in dem ein britischer Interrailer von seiner Tour erzählt. Auch Ruse kommt darin vor.




Da isser wieder, der SEV! Dieses Mal fährt mich ein Bus aus Gresten in Niederösterreich.




Unterwegs mit dem Bus.




Am Ende des SEV wartet in diesem nur bedingt barrierefreien Bahnhof wieder ein Zug, jetzt auch mit dem rumänischen Kurswagen nach Bukarest. Die Nachfrage ist nach wie vor sehr, sehr überschaubar.




Unterwegs mit dem Zug.

(Handy-Foto)



Railer-Frühstück.




Das Rangieren in Ruse erspare ich euch einmal. Im "Schnellzug" nach Bukarest ist dieses bulgarische Abteil mein Quartier.




Giurgiu Nord während der abermals viel zu langen Standzeit.




Wirklich voll ist der Zug über die Donau auch dieses Mal nicht. Besteht denn wirklich so gar kein Reisebedürfnis zwischen Bulgarien und Rumänien? Oder ist das Fahrende Volk bei dem Zugangebot von einer einsamen internationalen Fahrt pro Tag (und einem Bummelzug am Tag über die neue Donaubrücke bei Vidin weiter westlich) längst auf die Straße abgewandert?
Außerdem fährt der Zug zwischen Giurgiu und Bukarest seit Jahren einen zeitraubenden Umweg, weil man die direkte Strecke ewig nicht saniert bekommt.
Flüchtige Railer-Bekanntschaft: Mit Jeanne aus Luxemburg und Ed aus Großbritannien kullern wir in gemessenem Tempo am offenen Fenster durch die endlosen Weiten der Walachei.




Unterwegs, irgendwo im Nirgendwo, gibt es dann doch ein paar Zustiege.




Mit Pferdekopf-Pumpen wird hier offenbar Öl gefördert.




Langsam nähern wir uns wieder der Zivilisation. Bei der Einfahrt nach Bukarest fahren wir ein Rennen mit diesem ex.-DB-614.
Was das für ein blauer Wagen links im Schnellzug ist, weiß ich nicht.




Am Nachmittag kommen wir in Bukarest an. Ich schließe mein Gepäck ein und laufe in die Innenstadt. So wirklich zu überzeugen vermag mich die irgendwie latent ungepflegt wirkende Stadt aber nicht.







Er darf bei einem Besuch nicht fehlen: der Präsidentenpalast aus der Ceaușescu-Ära, angeblich das zweitgrößte Gebäude der Welt nach dem US-Pentagon.




Es ist warm, ich werde langsam müde, und so winke ich mir für den Rückweg zum Bahnhof ein Taxi heran. Das bleibt einfach auf dem mittleren Fahrstreifen der Straße stehen... ich überquere den rechten Streifen und steige ein. Der Fahrer spricht recht gut englisch, wir beginnen ein kleines Gespräch. Woher ich denn käme? Eigentlich aus Hamburg. Ah, seine Schwester arbeitet in Stade, ob ich das kennen würde. Äh, ja... meine Eltern wohnen in Buxtehude im Landkreis Stade! Also, da fahre ich in einem Taxi durch Bukarest, und mein Fahrer kennt Stade... Sehr nett!
Vor dem Sprung in den Bahnhof wird noch dieser Tatra-Wagen abgelichtet, der offenbar schon manch eine Schlacht mit dem PKW-Verkehr erfolgreich geschlagen hat.




Ich beschließe, nicht mehr hierzubleiben und doch schon am Abend gen Westen zu starten. Leider sind die Liegewagen des Nachtschnellzuges "Muntenia" (zu deutsch: Walachei) nach Budapest ausreserviert, Schlafwagen führt der sowieso nicht, und auf eine Nacht im Großraum-Sitzwagen habe ich auch keine Lust. Ich habe schließlich Urlaub, und das soll ja die schönste Zeit des Jahres bleiben! Doof! Beim Blick auf den Wagenstandsanzeiger stelle ich aber fest, dass es im Zugverband einen Schlafwagen gibt, der nur auf dem innerrumänischen Abschnitt bis Arad mitläuft. Also am CFR-Schalter im Nordbahnhof nach einem Bettplatz bis Arad gefragt, am liebsten im Double. Tatsächlich, da wären noch Betten frei! Die Dame am Schalter ist auch richtig gut: Mein Interrail gilt nur für die 2. Klasse, aber in in Rumänien benötigt man für Single- oder Double-Plätze eine 1.-Klasse-Fahrkarte. Dennoch sagt sie nicht gleich "geht nicht" oder verkauft mir eine komplett neue 1.-Klasse-Fahrkarte Bukarest - Arad plus Aufpreis, sondern zieht aus ihrem System nur den 1.-Klasse-Übergang nebst des gewünschten Bettplatzes! Das ganze kostet umgerechnet etwa 35 Euro. Also, das war mal richtig gut (und beantwortet vielleicht auch die bisweilen zu hörende Frage, wozu in unserer www-Zeit auch Schalter mit Menschen nützlich sein können)!
Dann betrete ich die Welt der Deutschen Bundesbahn! Dunkles Holzfurnier und die Atmosphäre der 1960er Jahre begrüßen mich. In diesem ehemaligen DSG-Schlafwagen werde ich die Nacht verbringen. Der Betreuer freut sich über meine Freude an seinem Wagen.




Zeitmaschine: Dieser Aufkleber muss aus der Zeit zwischen 1990 und 1993 stammen. Trotz der etwas durchgelegenen Betten schlafe ich wie ein Stein.




Letzter Blick aus dem Fenster vor dem Schlafengehen: irgendwo bei Craiova steht dieser versiffte "Kleine Malaxa" der Baureihe 77 und wartet darauf, gleich seine Fahrgäste auf zwei Achsen durchzuschütteln.




Am nächsten Morgen zieht dieser ausgeschlachtete Prototyp am Fenster vorbei, der von dem erfolglosen Versuch kündet, in Rumänien Schienenbusse für Nebenbahnen zu bauen.





Der Banat, durch den wir in den Morgen fahren, ist genauso öde und flach wie die Walachei. Aber wenigstens erfreuen endlose Sonnenblumenfelder...




...und in Timisoara/Temeschvar ein von der DB exportierter 628 das Geäug.
Die zu besuchen wäre eigentlich noch einmal einen eigenen Besuch wert...




In Arad wechsele ich in die bis Budapest durchlaufenden Sitzwagen des Zuges. In einem rumänischen Großraumwagen, in dem ein paar missmutige, weil übernächtigt wirkende Reisende hocken, fahre ich das kurze Stück über die Grenze ins ungarische Lököshaza. Im rumänischen Grenzbahnhof Curtici wird das erste Mal die Lok gewechselt, 10 km weiter im ungarischen Grenzbahnhof dann das nächste Mal. Ja, so erreicht die Eisenbahn konkurrenzfähige Fahrzeiten!
Willkommen in Orbanistan! Die Magyaren gönnen sich zwei verschiedene Typen von "ö-"-Strichen!




Die Ungarn stellen dem Zug noch einige Zusatzwagen bei. In diesem klassischen Schnellzugwagen wird gleich ein Abteil okkupiert!




Los geht´s!




Die Schaffnerin tritt auf den Plan bzw. ins Abteil und knöpft mir für 3 Euro einen Intercity-Zuschlag oder eine fiktive Platzkarte ab. Dabei sind weder der Wagen noch einige der Stationen wie diese, an denen unser "Muntenia" hält, wirklich IC-würdig.



Fensterblicke, sogar mit Taigatrommel im Retro-Kleid...




...und dann rollen wir in die immer wieder beeindruckende Halle des Budapester Ostbahnhofes (Keleti pu.) ein.
Links ein Intercity aus Wagen der ungarisch-österreichischen Raaberbahn/GySEV.




Budapest ist heute aber nur Durchreisestation. Ich steige in den nächsten Railjet der ÖBB, der kurze Zeit später nach Westen fährt.
Bei der Einfahrt nach Wien passieren wir alte Bekannte.

(unscharfes Handy-Foto aus dem fahrenden Zug)



Am Nachmittag erreiche ich Wien. Eigentlich könnte ich in diesem Railjet bis Salzburg oder München sitzen bleiben und wäre am späten Abend zu Hause. Dafür ist das phänomenale Sommerwetter vor dem Fenster aber irgendwie zu schade. So steige ich in Wien aus, schließe mein Gepäck weg (das kostet hier nur faire 2,50 Euro, aber, wie vor ein paar Tagen schon geschrieben, Münzen mitnehmen!), reserviere mir für den Abend am ÖBB-Schalter eine Schlafkapsel im Nightjet (Nachtdüse?) "West-Kurier" einmal quer durch Österreich und besteige den nächsten Regio...
...an den Neusiedler See! Eine gute Stunde später tauche ich in dem fast handwarmen, flachen See unter. Schööön!




An alle ist gedacht, sogar an Warmduscher!




Gegen 21 Uhr bin ich zurück in Wien. Ein Alpenheuler wartet auf Ausfahrt.

In einem der zahlreichen kleinen Lokale im Bahnhofsumfeld gibt es noch ein Abendmahl, dann...




...besteige ich meine Schlafkapsel und rolle durch das Traumland nach Westen.

(Handy-Foto)



Der Zug hat in Ost-West-Richtung eine ideale Zeitlage: Abfahrt gegen 22:45 Uhr ab Wien, die Ankunft zu sehr kommoder Zeit gegen 08:30 Uhr in Bregenz. In der Gegenrichtung ist der Nachtzug dagegen schon zu Stunde 6 in Wien, das mache nicht wirklich Spaß.
Beim Aufwachen ziehen gerade die Berge am Arlberg am Fenster vorüber. Die ersten Sonnenstrahlen versprechen einen schönen Tag.




Ein kleines Frühstück wird gereicht.




Mein Zug nach der Ankunft in Bregenz. Schade, dass der nicht noch die 10 km weiter bis Lindau weiterfährt.




Ein österreichischer Regio (rechts) bringt mich nach Bayern.
Der Zug zur Weiterfahrt von Lindau-Reutin nach Friedrichshafen ist - willkommen zurück in Deutschland! - einer der schrecklichen unbequemen Quietschies der Baureihe 426!
Als ich in Friedrichshafen Stadt beim Umsteigen über den Bahnsteig laufe, ruft auf einmal jemand meinen Namen. Huch? Es ist Sven, ein bekannter Lokführer. Nett! Jetzt weiß ich, wirklich wieder daheim zu sein!




Entlang des Bodensees fahre ich nach Radolfzell. Es geht auf längeren Abschnitten direkt am Ufer entlang. Und, wie vorhin am Arlberg erwartet, lacht draußen die Sonne aus allen Knopflöchern. So unterbreche ich die Fahrt in Radolfzell noch einmal, bevor ich via Singen und Gäubahn (und durch einen SEV) die letzte Etappe in Angriff nehme, und springe zum Abschluss noch einmal in den Bodensee. Wenn ich die Augen schließe, dann fühlt es sich fast so an wie am Schwarzen Meer.
Ente gut, alles gut!



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